Cristina Rivera Garza
Biografie
Bibliografie
Biografie
Cristina Rivera Garza wurde in Matamoros, Mexiko, geboren. Sie ist Schriftstellerin und Dozentin und lehrt Hispanistik an der University of Houston. Sie studierte Soziologie an der Universidad Nacional Autónoma de México und promovierte in Lateinamerikanischer Geschichte an der University of Houston. Danach lehrte sie an verschiedenen Universitäten in den USA und Mexiko. Rivera Garza hat zahlreiche Literaturpreise erhalten, darunter den Anna Seghers-Preis und den Pulitzer-Preis 2024 für Memoir oder Autobiografie für ihr Buch »Liliana’s Invincible Summer«, das sich mit dem Femizid an ihrer Schwester Liliana befasst. Mehrere ihrer Bücher wurden ins Englische übersetzt.Cristina Rivera Garzas Schreiben überschreitet Genregrenzen. Sie verbindet literarisches Schreiben und wissenschaftliche Forschung. Ihr zweiter Roman »Nadie me verá llorar« (1999; Eng. »No One Will See Me Cry«, Ü: Andrew Hurley, 2003) erzählt die Geschichte eines Patienten der psychiatrischen Klinik La Castañeda in Mexiko-Stadt. Das Buch basiert auf Rivera Garzas Doktorarbeit über diese Klinik und zeigt, wie Diagnosen psychischer Erkrankungen als Produkte spezifischer historischer und kultureller Umstände betrachtet werden können. In ihren Texten nutzt sie echte klinische Dossiers ohne Kommentierung, wodurch Fakten und Fiktion nebeneinanderstehen. Rivera Garza prägte den Begriff »escrituras geológicas« (dt. geologisches Schreiben) für diese Art von Texten, die auf Archiven und Dokumenten basieren und die Erfahrungen anderer Menschen aufgreifen, insbesondere von jenen, die Gewalt erlebt haben. Sie legt den Fokus darauf, »wie« ihre Geschichten erzählt werden können, um sie aus einer kritischeren Perspektive neu zu denken.Ihr Schreiben hat auch eine politische Dimension, da sie sich mit gesellschaftlichen Themen Mexikos wie Femiziden und Entführungen von Frauen auseinandersetzt. Körperlichkeit und Sexualität sind Motive, die ihre Arbeit durchziehen und die Beziehungen zwischen ihren Figuren formen, die stets auf der Suche nach Wissen und Erkenntnis sind. Die Autorin interessiert sich besonders für das Unergründliche, das sich einer einfachen Erzählung entzieht. Laut Rivera Garza sollen Autor:innen nicht Botschaften vermitteln, sondern materielle Erfahrungen teilen und Räume der Unsicherheit eröffnen. In ihrem Roman »Lo anterior« (2004) geht sie versteckten kulturellen Normen nach und versucht, die Prozesse zu ergründen, die der Liebe vorausgehen. In einer sparsamen, doch poetischen Sprache bringt sie den Inhalt einer Notiz ans Licht, die eine der Figuren mit sich trägt: »Liebe ist immer eine Reflektion«.Die Integration verschiedener wissenschaftlicher Disziplinen und Kunstformen sowie die Förderung von Dialogen über das Schreiben stehen im Zentrum von Rivera Garzas Arbeit. Sie leitet Seminare und Workshops in Kreativem Schreiben und leitet das PhD-Programm für Kreatives Schreiben auf Spanisch an der University of Houston, wo sie den Hugh Roy and Lillie Cranz Cullen Distinguished Chair innehat. Ein wesentlicher Teil ihrer Arbeit besteht in der Durchführung von Workshops in den USA, Mexiko und Europa. An der University of Houston etwa kuratierte sie ein interdisziplinäres Programm, das die Verbindungen zwischen Schreiben, Gedächtnisforschung, Gehirnaktivität und Kreativität erforscht. Rivera Garza hat zudem in interdisziplinären Projekten mit Komponisten und Künstlern zusammengearbeitet und umfangreich in Zeitschriften und Sammelbänden publiziert. Sie entwickelte die Dramaturgie für das Ballett »Revolución Dismantina« der mexikanischen Komponistin Gabriela Ortiz, das in diesem Jahr für fünf Grammys nominiert ist.Ihre Romane und Erzählungen wurden vielfach ausgezeichnet. 2001 erhielt sie den internationalen Literaturpreis Sor Juana Inés de la Cruz für ihren ersten veröffentlichten Roman »Nadie me verá llorar« auf der Internationalen Buchmesse in Guadalajara, Mexiko. Dieser Roman brachte ihr im selben Jahr auch den Nationalpreis IMPAC/CONARTE/ITESM für den besten veröffentlichten Roman in Mexiko ein. Ihr Roman »Yo, Modesta Burgos« gewann 1997 den José-Rubén-Romero-Literaturpreis des Nationalen Instituts für Schöne Künste und des Verlages Tusquets in Mexiko. 2005 wurde ihr Werk international anerkannt, als sie den Literaturpreis der Anna-Seghers-Stiftung in Berlin, Deutschland, erhielt. Darüber hinaus gewann ihr Roman »La muerte me da« 2009 erneut den Sor Juana Inés de la Cruz-Preis auf der Internationalen Buchmesse in Guadalajara, was Rivera Garza zur zweifachen Trägerin dieses Preises macht. Die MacArthur Foundation verlieh ihr 2020 das »Genius Grant«. 2021 wurde ihre Memoir »El invencible verano de Liliana« mit dem Xavier Villaurrutia-Preis, einem der renommiertesten Literaturpreise Mexikos, ausgezeichnet. Zuletzt wurde ihr Memoir 2024 mit dem Pulitzer-Preis für Memoir oder Autobiografie gewürdigt, was eine bedeutende internationale Anerkennung ihrer erzählerischen Leistungen darstellt.2023 war Rivera Garza Fellow an der American Academy in Berlin. Von 2023 bis 2024 war sie DAAD-Stipendiatin in Berlin, Deutschland.
Bibliografie
La guerra no importa
Mortiz
Mexiko-Stadt, 1991
La más mía
Tierra Adentro
Mexiko-Stadt, 1998
Nadie me verá llorar
Tusquets
Mexiko-Stadt, 1999
Ningún reloj cuenta esto
Tusquets
Mexiko-Stadt, 2002
La cresta de Ilión
Tusquets
Mexiko-Stadt, 2002
Lo anterior
Tusquets
Mexiko-Stadt, 2004
Los textos del Yo
Ed. Fondo de Cultura Económica
Mexiko-Stadt, 2005
La muerte me da
Tusquets
Mexiko-Stadt, 2007
Verde Shanghai
Tusquets
Mexiko-Stadt, 2011
El mal de la taiga
Tusquets
Mexiko-Stadt, 2012
El invencible verano de Liliana
Literatura Random House
Barcelona, 2021
Liliana’s Invincible Summer. A Sister’s Search for Justice
Hogarth/Penguin Random House
2023, New York
Übersetzer: Sabine Giersberg