Chad Harbach
- USA
- Zu Gast beim ilb: 2012
Chad Harbach wurde 1975 in Racine, Wisconsin, geboren. Er besitzt sowohl einen Abschluss von Harvard als auch von der University of Virginia. Harbach gehört neben Mark Greif, Benjamin Kunkel und Keith Gessen zu den Initiatoren und Chefredakteuren des 2004 gegründeten New Yorker Literaturmagazins »n+1«, welches aus der Unzufriedenheit über die eingefahrene amerikanische Literaturkritik entstand und sich u. a. die kurz zuvor eingestellte »Partisan Review« und die akademische Zeitschrift »Lingua Franca« zum Vorbild nahm. Durch seine Mischung aus Essayistik, Kritischer Theorie und fiktionalen Textformen genießt das junge Magazin seit seiner Gründung unter Lesern und Autoren gleichermaßen hohes Ansehen.
Während seiner redaktionellen Tätigkeit schrieb und feilte Harbach nahezu eine Dekade lang an seinem sorgfältig verschachtelten Debütroman »The Art of Fielding« (2011; dt. »Die Kunst des Feldspiels«, 2012) und folgte letztlich seinem literarischen Vorbild David Foster Wallace nicht nur stilistisch und kompositorisch, sondern auch zu dessen Verlagslektor. Anfang 2010 wurden die Rechte für 650 000 Dollar ersteigert, eine ungewöhnlich hohe Summe für einen Erstling. Im amerikanischen Feuilleton wurde dieser sogleich begeistert aufgenommen. Die Kritiker-Ikone der »New York Times« Michiko Kakutani urteilte über ihn, er habe »die seltene Fähigkeit, mit einem ehrlichen und tief empfundenen Gefühl zu schreiben, ohne jemals in Sentimentalität abzudriften, und eigenwillige, verletzliche und runde Charaktere zu schaffen, die sich sofort in unserem Herz und Hirn niederlassen«. Die hintergründige Mixtur aus Baseball- und College-Roman, der weit über die Grenzen von Spielfeld und Campus hinausreicht, fand auch bei Schriftstellerkollegen wie John Irving, Bret Easton Ellis und Jonathan Franzen ein positives Echo. Zudem veröffentlichte Harbachs »n+1«-Kollege Keith Gessen ein E-Book, das die Entstehungsgeschichte des Romans dokumentiert. Es wurden mehr als 250 000 Exemplare und die Filmrechte für eine geplante Miniserie des amerikanischen TV-Senders HBO verkauft.
Harbach reiht sich mit seinem Debüt, in dessen Zentrum das älteste, traditionsreichste und beliebteste Spiel Amerikas steht, neben solch illustre US-Autoren wie Bernard Malamud, Philip Roth, Richard Ford, John Irving und Don DeLillo ein, die in ihren Romanen die amerikanische Baseball-Faszination literarisch virtuos bearbeiteten. Über die Verbindung von Baseball und Literatur sinniert Harbach: »Der Spannungsbogen eines Baseballspiels hat etwas zutiefst Befriedigendes. […] Ja, Baseball ist einsam – es ist ein Mannschaftssport, natürlich, aber es bringt jeden Spieler in schwierige Situationen, in denen er für sich allein bestehen muss. Es ist auch ein langsames, kontemplatives Spiel mit Pausen und Raum für Reflexion, was den meisten Schriftstellern entgegenkommt.« Im Herbst erscheint der Roman unter dem Titel »Die Kunst des Feldspiels« bei DuMont. Chad Harbach lebt in Brooklyn.
© internationales literaturfestival berlin
The Art of Fielding
Little, Brown and Company
New York, 2011
Die Kunst des Feldspiels
DuMont
Köln, 2012
[Ü: Stephan Kleiner, Johann Christoph Maass]