Carlos Fuentes wurde 1928 in Panama-Stadt geboren. Der Sohn eines mexikanischen Diplomaten verbrachte seine Kindheit in den USA und verschiedenen lateinamerikanischen Ländern. Trotz literarischer Neigungen studierte er zunächst Jura in Mexiko-Stadt. Anschließend bereitete er sich am Institut des Hautes Études Internationales in Genf auf seine Diplomatenlaufbahn vor. Er beschritt sie höchst erfolgreich, obwohl er sich mit Kritik an den eigenen Regierungen nie zurückhielt. 1975 bis 1977 war er Botschafter Mexikos in Paris. Neben seiner politischen Tätigkeit arbeitete er auch auf kulturellem Gebiet und als Schriftsteller. Er veröffentlichte Kurzgeschichten und war Herausgeber mehrerer Zeitschriften. Mit dem 1958 veröffentlichten Großstadtroman »La región más transparente« (dt. »Landschaft in klarem Licht«, 1974) gelang ihm der literarische Durchbruch. Sein zweiter Roman »La muerte de Artemio Cruz« (1962; dt. »Nichts als das Leben«, 1964, und »Der Tod des Artemio Cruz«, 1966) trug zum internationalen Boom lateinamerikanischer Literatur bei. Seitdem gehört Fuentes zu deren bekanntesten Vertretern. Wie Vargas Llosa oder García Márquez setzte er seine kulturelle Autorität entscheidend für die Entwicklung seines Landes ein.Politisch wie literarisch, inhaltlich wie formal steht Fuentes für die Öffnung gegenüber fremden Einflüssen. In seinem Werk nimmt er europäische und anglo-amerikanische Erzählweisen auf und integriert Schreibtechniken wie den inneren Monolog, Rückschau und Fragmentierung. Die Beschäftigung mit Mythos und Historie schafft – durch verschiedene erzählerische Perspektiven und Zeitsprünge gebrochen – komplexe Geschichtstableaus und offene Deutungsräume. Ein lustvoller Erzählfluss verbindet in der Methode des »Magischen Realismus« Historisches und Phantastisches bilder- und anspielungsreich. Das monumentale »Terra Nostra« (1975; dt. unter dem gleichen Titel, 1979), das die kulturgeschichtlichen Einflüsse Mexikos polyphon aufarbeitet, kann als Standardwerk zur mexikanischen kulturellen Identität gelten. Es spannt vom Spanien des 16. Jahrhunderts über die Eroberung des Inkareiches einen Bogen in eine – wie es im Buch heißt – »andere Welt« der Phantasie.Fuentes lehrte an verschiedenen amerikanischen Universitäten, z.B. in New York, Princeton und Harvard. 2002 veröffentlichte er eine Art enzyklopädische Konfession: »En esto creo« (dt. »Woran ich glaube«, 2004). 2004 erschien »Contra Bush«, das die Politik der gegenwärtigen US-amerikanischen Regierung reflektiert und einen Gegenentwurf präsentiert. Insgesamt umfasst Fuentes’ Œuvre mehr als fünfzig Bücher, darunter auch Theaterstücke und Drehbücher. Er wurde mit dem Premio Villaurrutia (1975), dem Premio Cervantes (1987) und dem Premio Príncipe de Asturias (1994) ausgezeichnet und erhielt mehrere Ehrendoktorwürden, 2004 diejenige der Freien Universität Berlin. Er lebt in London und Mexiko-Stadt. Carlos Fuentes verstarb am 15. Mai 2012 im Alter von 84 Jahren in Mexico-City.© internationales literaturfestival berlin
Terra Nostra
dtv
München, 1982
Übersetzung: Maria Bamberg
Das Haupt der Hydra
dtv
München, 1994
Übersetzung: Maria Bamberg
Der alte Gringo
Suhrkamp
Frankfurt/Main, 1998
Übersetzung: Maria Bamberg
Die Jahre mit Laura Díaz
DVA
Stuttgart, München, 2001
Übersetzung: Ulrich Kunzmann
Das gläserne Siegel
DVA
Stuttgart, München, 2001
Übersetzung: Sabine Giersberg
Diana oder die einsame Jägerin
Fischer
Frankfurt/Main, 2002
Übersetzung: Ulrich Kunzmann
Der vergrabene Spiegel
Fischer
Frankfurt/Main, 2003
Übersetzung: Ludwig Schubert
Woran ich glaube
DVA
München, 2004
Übersetzung: Sabine Giersberg
Inquieta compañía
Alfaguara
Madrid, 2004
Los 68: Paris, Praga, México
Debate
Barcelona, 2005
Übersetzer: Maria Bamberg, Sabine Giersberg, Ulrich Kunzmann, Rainer G. Schmidt, Veronika Schmidt, Christa Wegen