Cao Wenxuan
- China
- Zu Gast beim ilb: 2006
Cao Wenxuan wurde 1954 in der chinesischen Provinz Jiangsu geboren. Seine herausragende Bedeutung als Schriftsteller und seine führende Rolle in der theoretischen Auseinandersetzung mit Literatur für junge Leser haben das Schreiben für Kinder und Jugendliche in China in den vergangenen zwanzig Jahren geprägt. Nachdem auch dieses Genre während der Kulturrevolution für ideologische Zwecke instrumentalisiert worden war, verbreitete Cao in den achtziger Jahren den Gedanken, Kinder- und Jugendliteratur müsse zurückkehren zur Literatur selbst. Seit seinem siebzehnten Lebensjahr hat Cao, der als Professor für Chinesische Literatur an der Universität Peking lehrt, mehr als fünfzig Romane und Erzählungen vorgelegt, von denen einige in China bereits zu Klassikern avancierten und als Schul-Pflichtlektüre empfohlen wurden.
In seinen Werken gestaltet Cao mit sprachlicher Kunstfertigkeit und voll eindringlicher Metaphern ein elegantes Bild des Dorflebens in China. Sein Erzählstil ist geprägt von Einfachheit, Klarheit und Melancholie. In der Tradition Andersens verteidigt Cao den tragischen Geist in der Kinderliteratur, »die Kindern nicht nur unterhaltsame Heiterkeit schenken«, sondern »auch eine Art tragischen Vergnügens bescheren« sollte. In ihrer Thematik gehen seine Bücher über die kindliche Lebenswelt hinaus und behandeln die gesamte »conditio humana«. »Meine Werke werden von dem jungen und dem reifen Cao Wenxuan geschrieben, für den alten Cao Wenxuan, der sie lesen soll«, sagt der Autor. Zu den prägenden Eindrücken seiner Kindheit gehört neben der Armut und dem Hunger die Begegnung mit der Natur. Die von Flüssen und Seen durchzogene Landschaft hat Caos ästhetische Wertschätzung geformt und lässt sein Werk eine große Klarheit und Anmut atmen. Ein scheinbar unüberwindbarer Fluss trennt in Caos Erzählung »Hong hu lu« (1996; Ü: Ein roter Kürbis) die Kinder zweier Familien. Eindringlich porträtiert er die unschuldige Liebe von Wuan, dem Sohn eines Schwindlers, und Niuniu. In seinem berühmtesten Werk »Cao fang zi« (1997; Ü: Die strohbedeckte Hütte) erzählt Cao die Geschichte des elfjährigen Sangsang, der zur Zeit der Kulturrevolution eine Grundschule an einem Fluss besucht und mit dem ersten Verliebtsein, Alter, Krankheit und Tod konfrontiert wird – ein nachdenkliches und elegisches Werk. Das Drehbuch für den gleich-namigen Kinofilm schrieb Cao selbst und wurde mit dem 19. Golden Rooster Award (1999) ausgezeichnet. Der Entwicklungsroman »Gen Niao« (1999; Ü: Ein Junge namens Gen Niao) – ein Genre, das erstmalig Cao in die chinesische Kinder- und Jugendliteratur einbrachte – erzählt von Gen Niao, der eines Nachts von dem Mädchen Zi Yang träumt und sie in einer Schlucht voller Lilien und rauen Gesteins gefangen sieht. Am nächsten Tag macht sich der Vierzehnjährige auf eine gefährliche Suche nach dem schönen Mädchen, an deren Ende er ein erwachsener Mann geworden ist. Zuletzt erschien Caos Roman »Qingtong Kuihua« (2005; Ü: Qingtong und Kuihua).
Cao ist Redakteur verschiedener Magazine, Teilnehmer und Organisator von Konferenzen, beteiligt sich an der Konzeption von Schulbüchern und ist Herausgeber mehrerer Anthologien. Seine Romane und Kurzgeschichten wurden u.a. ins Englische, Japanische, Koreanische, Französische und Russische übersetzt. Seine Werke wurden auch in Taiwan publiziert. Der zweimalige Gewinner des Song-Qingling-Kinderliteraturpreises wurde außerdem mit dem Bing-Xin-Kinderliteraturpreis und dem Chen-Bochui-Literaturpreis geehrt.
© internationales literaturfestival berlin
Mei you jiao de niu
Teenagers & Children´s Publishing House
Shanghai, 1983
Hong wa fang
Xiaolu Publishing House
Taipei, 2000
Shan yang bu chi tian tang cao
Jiangsu Juvenile & Children’s Publishing House
Nanjing, 2005
Hong hu lu
Jiangsu Juvenile & Children’s Publishing House
Nanjing, 2005
Cao fang zi
Jiangsu Juvenile & Children’s Publishing House
Nanjing, 2005
Gen Niao
Jiangsu Juvenile & Children’s Publishing House
Nanjing, 2005
Qingtong Kuihua
Jiangsu Juvenile & Children’s Publishing House
Nanjing, 2005
Xi mi
Jiangsu Juvenile & Children’s Publishing House
Nanjing, 2006