Benedict Wells
- Deutschland
- Zu Gast beim ilb: 2015, 2016
Benedict Wells wurde 1984 in München geboren, lebte später in Berlin sowie Barcelona und ist heute wieder in der deutschen Hauptstadt zu Hause. Als er sich nach dem Abitur gegen ein Studium und für das Schreiben entschied, bestritt er seinen Lebensunterhalt zunächst mit diversen Gelegenheitsjobs sowie als Fernsehredakteur.
Durch etliche Absagen von Verlagen entmutigt, war Wells kurz davor, Deutschland hinter sich zu lassen, bis unverhofft der 2011 verstorbene Diogenes-Gründer und Verleger Daniel Keel, der dafür bekannt war, bei neuen Autoren sehr wählerisch zu sein, bei ihm anrief und Interesse an Wells’ Roman »Becks letzter Sommer« bekundete, der schließlich 2008 noch vor seinem eigentlich ersten Buch »Spinner« (2009; überarb. Version 2016) veröffentlicht wurde. 2013 bemerkte Wells in einem Interview mit dem »Spiegel« dazu, er habe in diese Geschichte alles hineingesteckt, was er hatte, die ganze Verzweiflung, Angst und Hoffnung, und somit im wahrsten Sinne des Wortes um sein Leben geschrieben. »Becks letzter Sommer« handelt von einem gelangweilten Lehrer an einer staatlichen Schule, der ein Gitarrenwunderkind entdeckt, dessen Karriere er fördern will, um so auch in sein früheres Leben als erfolgreicher Musiker zurückkehren zu können. Ihre Reise durch Osteuropa nach Istanbul wird auf diese Weise zu einer »Sinnsuche im Innenleben der Protagonisten« (»Frankfurter Allgemeine Zeitung«). Das laut der »Zeit« »interessanteste Debüt des Jahres«, dessen Autor es gelinge, »mit unprätentiöser, scheinbar beiläufiger Sprache und wenigen Worten nuancenreich Persönlichkeiten und Atmosphären zu zeichnen«, erhielt 2009 den Bayerischen Kunstförderpreis und wurde 2015 mit Christian Ulmen in der Hauptrolle verfilmt. Auch in dem Bestseller »Fast genial« (2011) begibt sich die Hauptfigur auf eine Suche nach ihrer Identität, hier in Gestalt des mittellosen Jungen Francis, der eines Tages erfährt, dass er einer Hochbegabten-Samenbank entstammt, und sich auf die Suche nach seinem unbekannten Vater macht. In seinem jüngsten Werk »Vom Ende der Einsamkeit« (2016) erzählt der Autor von Jules, welcher sich, nach einem Motorradunfall aus dem Koma erwacht, daran erinnert, wie er und seine Geschwister bereits damit zu kämpfen hatten, nach dem tödlichen Autounfall ihrer Eltern ins Leben zurückzufinden. Hatte das ZDF Wells im Jahr 2011 als »Ausnahmetalent in der jungen deutschen Literatur« bezeichnet, so sprach eine Rezension des Fernsehsenders nun davon, dass »Vom Ende der Einsamkeit« das Meisterstück des Autors darstelle. Der »Tagesspiegel« lobte die Sorgfalt, mit der Wells seine über drei Jahrzehnte spielende Familienaufstellung konstruiere und dabei glaubhafte Charaktere mit psychologisch faszinierenden Liebesbiografien sowie unvergessliche Bilder erschaffe. 2016 wurde der erneut zum Bestseller avancierte Roman schließlich mit dem Literaturpreis der Europäischen Union ausgezeichnet.
Becks letzter Sommer
Diogenes
Zürich, 2008
Spinner
Diogenes
Zürich, 2009/2016
Fast genial
Diogenes
Zürich, 2011
Das Grundschulheim
[In: Unbehauste]
Nicolai
Berlin, 2015
Vom Ende der Einsamkeit
Diogenes
Zürich, 2016