Banana Yoshimoto
- Japan
- Zu Gast beim ilb: 2015
Banana [eigentlich Mahoko] Yoshimoto wurde 1964 in Tokio als Tochter des Poeten und einflussreichen Denkers der japanischen »Neuen Linken« Takaaki Yoshimoto (auch bekannt als Ryūmei) geboren. Nachdem sie bereits mit fünf Jahren begonnen hatte, zu schreiben, studierte Yoshimoto Japanische Literatur an der Nihon-Daigaku-Universität. Ihre Abschlussarbeit, die Erzählung »Moonlight Shadow« (Ü: Mondlichtschatten), brachte ihr 1986 den Dekanspreis ihrer Hochschule ein.
1987 veröffentlichte Yoshimoto ihren ersten Roman »Kitchen« (1988; dt. 1994), der mittlerweile zweimal als Film adaptiert wurde, zuletzt im Jahr 1997 durch den bekannten Regisseur Yim Ho (Hongkong). Wie in »Moonlight Shadow«, das in vielen Ausgaben von »Kitchen« enthalten ist, ist auch in letztgenannter Erzählung der Verlust einer nahestehenden Person als ein Motiv zu finden, das neben Merkmalen wie einer für Japan ungewöhnlich offenen Darstellung von queerer Sexualität (in »Kitchen« in Form der Transgender-Identität einer der Figuren) und dem Auftreten übernatürlicher Phänomene in vielen Werken Yoshimotos wiederkehrt. Die Schriftstellerin selbst bezeichnet als ihre zwei Hauptthemen einerseits den Einfluss, den schreckliche Erfahrungen auf das Leben einer Person haben können, und andererseits die Erschöpfung junger Menschen im heutigen Japan, was eine Erklärung dafür sein könnte, dass sie von dieser Bevölkerungsgruppe als Kultautorin verehrt wird. Auf Deutsch erschienen bisher zehn ihrer Romane und drei Erzählbände wie zuletzt die dreizehn Geschichten enthaltende Sammlung »Karada wa zenbu shitte iru« (2000; dt. »Mein Körper weiß alles«, 2010). Der Roman »Kanojo ni tsuite« (2008; dt. »Ihre Nacht«, 2012) schildert erneut eine unheimliche Grenzerfahrung und deren Bewältigung. Yumiko lebt ein Leben voller Angstattacken, doch erst zusammen mit ihrem fest im Leben stehenden Cousin gelingt es ihr, verdrängte Erinnerungen an eine Kindheit, in der einst Schlimmes geschah, freizulegen und die damals geschlagenen seelischen Wunden durch die Kraft der Liebe zu heilen. Auch der Roman »Mizuumi« (2005; dt. »Der See«, 2014) handelt von zwei jungen Menschen, die zueinander- und dabei zu sich selbst finden. Eine Rezension in der »SonntagsZeitung« lobte die poetische Art und Weise, mit der Yoshimoto diese Beziehung filigran und behutsam zeichne. Ihr letzter auf Deutsch publizierter Roman » Moshi Moshi Shimokitazawa« (2010; dt. »Moshi Moshi«, 2015) variiert erneut das Thema eines seelischen Heilungsprozesses, den das Mädchen Yotchan nach dem Fragen aufwerfenden Selbstmord ihres Vaters durchlebt.
Zu den zahlreichen Auszeichnungen, die Yoshimoto für ihr literarisches Werk erhielt, zählen der Yamamoto-Shugoro-Preis (1989), der Murasaki-shikibu-Preis (1994) sowie außerhalb Japans zuletzt der Capri Award 2011.
Kitchen
Diogenes
Zürich, 1994
[Ü: Wolfgang E. Schlecht]
Mein Körper weiß alles
13 Geschichten
Diogenes
Zürich, 2010
[Ü: Annelie Ortmann / Thomas Eggenberg]
Ihre Nacht
Diogenes
Zürich, 2012
[Ü: Thomas Eggenberg]
Der See
Diogenes
Zürich, 2014
[Ü: Thomas Eggenberg]
Moshi Moshi
Diogenes
Zürich, 2015
[Ü: Matthias Pfeifer]
www.yoshimotobanana.com