Artur Becker
Artur Becker wurde 1968 als Sohn deutsch-polnischer Eltern in Bartoszyce (Masuren) geboren. Seit 1985 lebt er in Deutschland. Er studierte Kulturgeschichte Osteuropas sowie Deutsche Sprach- und Literaturwissenschaft und schreibt seit 1989 ausschließlich auf Deutsch Romane, Erzählungen, Gedichte und Aufsätze.
Sein erster Roman »Der Dadajsee« (1997) erzählt von der Landschaft seiner Kindheit, in die ein polnischer Gastarbeiter aus Deutschland zurückkehrt. Die Masuren sind auch in seinen danach entstandenen Werken der Grund, in dem Beckers literarisches Werk wurzelt: »Ich verstehe Masuren als meine eigene Landschaft. Jeder Schriftsteller hat bestimmte Hausaufgaben. Und meine Aufgabe und Pflicht ist es, mich mit meiner Heimat zu befassen, also von Masuren zu erzählen und diesen Raum zu erschließen.« Oft ist diese Landschaft auch der Ausgangspunkt für eine Welterkundung. In »Onkel Jimmy, die Indianer und ich« (2001) wandert ein 16-jähriger Junge mit seinem anarchistischen Onkel nach Kanada aus, um dort seinen Traum von einer Musikerkarriere zu verwirklichen, bis er schließlich nach neun abenteuerlichen Jahren in die Masuren zurückkehrt. »Kino Muza« (2003) erzählt die Geschichte eines Kartenabreißers, der zwischen zwei politischen Systemen pendelt. Der Schelmenroman »Das Herz von Chopin« (2006) wiederum ironisiert in einer Grenzgängergeschichte die Romantik des Emigranten- und des Autohändlermilieus. Ebenfalls 2006 erschien Beckers Novelle »Die Zeit der Stinte«, in der sich ein deutsch-polnischer Spätaussiedler auf historische Spurensuche begibt, um den Mord an einem KZ-Kommandanten durch drei Häftlinge am Ende des Zweiten Weltkriegs aufzuklären. Beckers bislang wichtigstes und gleichzeitig umstrittenstes Werk ist sein Roman »Wodka und Messer. Lied vom Ertrinken« (2008). Vor dem Hintergrund der jüngsten polnischen Geschichte – Solidarność-Bewegung, Kriegsrecht, der Wende von 1989 und der Zeit danach – wird die Geschichte von Kuba Dernicki erzählt, der als Dissident in den Westen geflohen ist, zwanzig Jahre später in sein masurisches Heimatdorf zurückkehrt und dort mit dunklen Geheimnissen der Vergangenheit konfrontiert wird. Artur Beckers jüngster Roman »Der Lippenstift meiner Mutter« (2010) spielt ebenfalls in einer bizarren masurischen Kleinstadt, die bewohnt ist von kauzigen Sonderlingen jeglicher Couleur und aus der ein junger Rebell zu entkommen träumt.
Der Autor hat zahlreiche Preise und Stipendien erhalten, darunter den Adelbert-von-Chamisso-Preis 2009. Becker schreibt regelmäßig für die »Frankfurter Rundschau«, den »Rheinischen Merkur« und andere Zeitungen. Er lebt in Verden an der Aller bei Bremen.
© internationales literaturfestival berlin
Der Dadajsee
STINT
Bremen, 1997
Onkel Jimmy, die Indianer und ich
Hoffmann und Campe
Hamburg, 2001
Die Zeit der Stinte
Deutscher Taschenbuchverlag
München, 2006
Wodka und Messer. Lied vom Ertrinken
Weissbooks
Frankfurt/Main, 2008
Ein Kiosk mit elf Millionen Nächten
STINT
Bremen 2009
Der Lippenstift meiner Mutter
Weissbooks
Frankfurt/Main, 2010