Anatolij Grinvald
- Deutschland, Kasachstan
- Zu Gast beim ilb: 2012, 2013
Anatolij Grinvald wurde 1972 in Semipalatinsk in Kasachstan geboren. 1997 reiste er nach Deutschland aus. Er studierte Slawistik an der Universität Leipzig.
Bisher veröffentlichte er die beiden Lyrikbände »Die Stadt aus Tinte« (2003) und »Das Wirkliche« (2005). Zuletzt erschien sein Gedicht »Matura« in »poet«, dem Literaturmagazin des Verlags Poetenladen. Grinvald verfasst seine Verse auf Russisch; neben traditionellen Gedichtformen experimentiert er mit diversen Stilmitteln. In seinem Gedicht »Portfolio« listet er beispielsweise Popstars sowie historische Persönlichkeiten auf und ordnet ihnen Werbeslogans zu. Charakteristisch für seine Lyrik ist das Auftreten klassischer Künstlerfiguren in einer gegenwärtigen, oft medialisierten Umgebung. So »schnorrt Bach bei den Touristen um Tabak«, während Goethe sich »ins Vorstadtkrankenhaus gefesselt fühlt«. In einem der freien Verse des kurzen Gedichts »Und abends lasen Tschechow« ist wiederum von einem »live übertragenen« Sündenfall die Rede. In »Matura« hingegen richtet sich die erzürnte Stimme von Grinvalds lyrischem Ich gegen die vielfältigen Formen des Schmerzes – die Traumatisierung durch den Krieg, das Leid des Dichters beim Schreiben und nicht zuletzt die das Individuum peinigende Monotonie des Alltags; Schmerz, der hier wie in anderen seiner Gedichte gemeinhin im Alkohol ertränkt wird, wo es doch gilt, an ihm zu wachsen.
Anatolij Grinvald ist außerdem als Übersetzer tätig. Er lebt in Leipzig.
© internationales literaturfestival berlin
Die Stadt aus Tinte
2003
Das Wirkliche
2005