Amin Zaoui
- Algerien
- Zu Gast beim ilb: 2017
Der algerische Schriftsteller Amin Zaoui wurde in Bab el Assa in der algerischen Provinz Tlemcen geboren und studierte an der Universität von Oran Vergleichende Literaturwissenschaft. Er schreibt und publiziert Romane in französischer und arabischer Sprache. In seinen Texten, die in der berberisch-arabischen Erzähltradition stehen, spricht er oft sensible Themen wie Sexualität und die Stellung der Frau in der arabischen Welt an. Für Zaoui ist der Status der Frau »ein ausgezeichnetes Barometer für Fortschritt oder Zerfall einer Gesellschaft«. Pointiert schreibt er gegen Gewalt, Heuchelei und Fortschrittsfeindlichkeit an, liefert eine Analyse der politischen und sozialen Situation in seiner Heimat und übt auch Kritik an der algerischen Politik und der Heuchelei, die die Probleme des Landes verdrängt. Sein Debütroman auf Arabisch wurde in Algerien verboten. Nachdem er einem gegen ihn gerichteten Anschlag von islamistischen Extremisten entgangen und seine Bücher öffentlich verbrannt worden waren, siedelte Zaoui 1995 ins französische Caen über. Seit 2000 lebt und arbeitet er wieder in Algerien.
Auf Französisch erschienen u. a. die Romane »Les gens du parfum« (2003; Ü: Die Menschen des Wohlgeruchs) und »Festin de mensonges« (2007; Ü: Fest der Lügen). »La chambre de la vierge impure« (2009; dt. »Das Zimmer der unkeuschen Jungfrau«, 2014) ist eine sinnlich-lyrische Erzählung, die zwischen Realität und Fiktion angesiedelt ist. Der 16-jährige Ailane verlässt sein Haus, weil er beim einarmigen Lebensmittelhändler des Dorfes einen Zuckerhut kaufen will. Aus diesem kurzen Weg werden ganze 13 Jahre, denn Ailane wird von radikalen Islamisten entführt. In seinem gleichermaßen philosophischen, politischen wie erotischen Roman »Le dernier juif de Tamentit« (2013; dt. »Der letzte Jude von Tamentit«, 2014) hält Zaoui seiner Gesellschaft wiederum den Spiegel vor. Immer zur Mittagszeit trifft sich das jüdisch-muslimische Paar Barkahoum und Abraham in Algier in einer Pizzeria. Sie erzählen sich ihre Lebensgeschichte, erinnern an ihre Vorfahren, an die Zeit, in der Juden und Muslime jahrhundertelang friedlich nebeneinanderlebten. Zaoui kritisiert die Verbannung des Körpers aus dem öffentlichen Leben und die Prüderie der muslimischen Gesellschaft. Auch die Themen Kindesmissbrauch und Sklaverei klingen an.
Zaouis Bücher wurden in mehr als ein Dutzend Sprachen übersetzt und waren u. a. für den Arabic Booker Prize nominiert. Er ist auch als literarischer Übersetzer tätig und übertrug französischsprachige Romane von Mohamed Dib und Yasmina Khadra ins Arabische, war Generaldirektor der Nationalbibliothek von Algerien und lehrt derzeit Komparatistik an der Algerischen Zentraluniversität.
La Soumission
Serpent à Plumes
Paris, 1998
Festin de mensonges
Fayard
Paris, 2007
Das Zimmer der unkeuschen Jungfrau
Sujet
Bremen, 2012
[Ü: Christine Belakhdar]
Der letzte Jude von Tamentit
Sujet
Bremen, 2014
[Ü: Christine Belakhdar]
L’enfant de l’œuf
Serpent à Plumes
Paris, 2017