Àlvaro Enrigue
- Mexiko
- Zu Gast beim ilb: 2004
Àlvaro Enrigue wurde 1969 in Mexiko-Stadt geboren. Nach dem Studium der Kommunikationswissenschaften an der Ibero-Amerikanischen Universität in Mexiko-Stadt wechselte er zur Universität Maryland und schloss mit einem Master in lateinamerikanischer Literatur ab. Derzeit arbeitet er an seiner Dissertation und lehrt Übersetzung und Kreatives Schreiben. Zwischenzeitlich war er zudem Teilzeitprofessor an der Ibero-Amerikanischen Universität und Herausgeber verschiedener Kulturzeitschriften. Seit 1990 arbeitete Enrigue als Literaturkritiker und verfasste Artikel für spanische und mexikanische Magazine wie „Letras Libres“, „Vuelta“, „Lateral“ und „Insula“. Sein Roman „La muerte de un instalado“ (Der Tod eines Installateurs) gewann 1996 den Joaquín Mortiz Award als bester Erstlingsroman. Er veröffentlichte eine Sammlung von Kurzgeschichten, „Virtudes Capitales“ (1998; Wichtige Tugenden,) und den Roman „El cementerio de sillas“ (2002; Der Friedhof der Stühle), der 2003 vom mexikanischen Literaturmagazin „Tempestad“ als bester Roman gekürt wurde.
Im Gegensatz zu den jüngeren aufstrebenden mexikanischen Autoren, von denen sich viele in Bewegungen wie „Crack“ oder „Boomerang“ zusammengeschlossen haben, nimmt Enrigue eine unabhängige Stellung für sich in Anspruch. Obwohl er mit einem Gründungsmitglied von „Crack“, Ignacio Padilla, die Universität besuchte, ziehe er, so Enrigue, die Arbeit außerhalb der Grenzen eines kollektiven Programms oder einer Doktrin vor. Seine Literatur wird oft als ,postmodern bezeichnet, doch wäre die Beobachtung wohl treffender, dass er historische Themen innerhalb eines zeitgenössischen und geographisch kaum fixierten Rahmens entwickelt. In „El cementerio de sillas“ verfolgt er die Familiengeschichte einer kleinen Gruppe von „garamantes“, mythologischen Wesen, die ihren Ursprung in Afrika haben und gegen die Zyklopen kämpften bis hin zu den Beschwerlichkeiten ihrer Nachfahren in der Neuen Welt. Unter Verwendung verschiedener narrativer Techniken wie der Tagebuchform, auktorialem Erzählstil und der Polyphonie verschiedener Stimmen widmet sich der Roman einer Vielzahl unterschiedlichster Themen, die vom afrikanischen Exodus bis zum gegenwärtigen Exil, von individueller Erlösung bis zur Auflösung von ethnischer und persönlicher Identität reichen. Kritiker nannten das Buch eine beißende Satire, in der sich gegenwärtige Ereignisse und weit Zurückliegendes, Legende und Geschichte, Tragödie und Komödie durchdringen.
Für verschiedene mexikanische Radioprogramme produzierte Enrigue Literaturbeiträge und trat auch live in Sendungen für Kinder- und Erwachsenenliteratur auf. Zusammen mit zwei anderen Literaturwissenschaftlern leitete er die ebenfalls live ausgestrahlte Sendung zu Literatur und literarischem Leben „La conjura de necios lavaro“. Enrigue lebt derzeit in Washington, D.C.
© internationales literaturfestival berlin
La muerte de un instalador
J. Mortiz
Mexiko, 1996
Virtudes capitales
J. Mortiz
Mexiko, 1998
El cementerio de sillas
Ediciones Lengua de Trapo
Madrid, 2002
Hipotermia
Editorial Anagrama
Barcelona 2006
Übersetzerin: Sabine Giersberg