Allen Kurzweil
Allen Kurzweil wurde 1960 als Sohn österreichischer Emigranten in New York geboren und arbeitete nach seinem Geschichtsstudium in Yale und Rom als Journalist in Europa, Australien und den USA. 1992 gelang ihm mit »A Case of Curiosities« (dt. »Das Geheimnis des Erfinders«, 1993) der literarische Durchbruch. Der Roman über einen genialischen Mechaniker am Vorabend der Französischen Revolution wurde ein internationaler Bestseller und u.a. mit dem Premio Grinzane Cavour (1991) für das beste Debüt weltweit ausgezeichnet. Bereits hier zeigt sich Kurzweils Faible für die Epoche der Aufklärung, für geheimnisvolle Automaten und Apparaturen. Mit dem gefeierten Roman »The Grand Complication« (2001; dt. »Die Leidenschaften eines Bibliothekars«, 2002) verlagerte er seine Passion für Kuriositäten in das heutige New York: Der Bibliothekar Alexander Short gerät in den Bann von Henry James Jesson III., der ihn um eine besondere Recherche bittet. Auf seiner detektivischen Jagd kommt er einer verschollenen Taschenuhr auf die Spur, die einst für Königin Marie Antoinette gefertigt wurde, und bemerkt vor lauter Eifer nicht, dass sein Auftraggeber sein Leben zu einem literarischen Werk verarbeitet. Neun Jahre feilte Kurzweil an diesem Roman, besuchte Bibliotheken in aller Welt, interviewte Detektive, Kuratoren und Uhrmacher, erlernte die Buchbinderei und baute die Erfindungen seiner Figuren nach. »The Grand Complication« ist eine geistreiche Geschichte voller Spannung und glänzt »mit einer Überfülle an abseitigem und kuriosem Wissen […] sowie subtilen Anklängen an ›Oliver Twist‹ und die entscheidende Konfrontation Humbert-Quilty in ›Lolita‹«, schrieb »Kirkus Review«.
Mit »Leon and the Spitting Image« (dt. »Leon mit den linken Händen«, 2004) legte Allen Kurzweil 2003 den ersten Band einer Trilogie für junge Leser vor – eine ebenso witzige wie temporeiche Mischung aus Fantasie, Magie und Wissenschaft: Als Unterrichtsprogramm hat sich die skurrile Lehrerin Miss Heckmeyer das Nähen von Stofftieren ausgedacht. Als nach qualvollen Stunden mit Kreuz- und Überwendstichen die Viertklässler ein »Meisterstück« anfertigen müssen, entdeckt der liebenswerte Held Leon Zeisel an seiner »Miss Heckmeyer«-Puppe etwas Außergewöhnliches: Ein bisschen Lehrerspucke verwandelt sein lebloses Modell in eine Voodoo-Puppe. Mit Verve, Charme und Situationskomik porträtiert Kurzweil den Zehnjährigen und seine Mitstreiter Lily-Matisse und P.W. in all ihren kindlichen Eigenheiten. »Dieses Buch hat das Zeug zu einem Heldenepos, Abteilung Fantastischer Realismus, mit einem Hauch Magie«, schrieb »Die Zeit«. Auch in Leons zweitem Abenteuer »Leon and the Champion Chip« (2005; dt. »Leon und der Champion-Chip«, 2006) stellt der Autor ein originelles Sachthema ins Zentrum: Erst als Mr. Sparks seinen Schülern anhand von Kartoffelchips wissenschaftliches Denken beibringt, gelingt es den drei Freunden, dem verhassten Klassenrowdy mit der Puppe »Kürbiskopf – Version 1.0« einen Denkzettel zu verpassen.
Allen Kurzweil erhielt zahlreiche Literaturpreise und Forschungsstipendien, u.a. von der Guggenheim und der Fulbright Foundation. Derzeit ist er Fellow am John Nicholas Brown Center, das sich der Erforschung der amerikanischen Zivilisation widemt, in Providence, Rhode Island, wo er auch mit seiner Frau und Sohn Max lebt.
© internationales literaturfestival berlin
Das Geheimnis des Erfinders
List
München, 2001
[Ü: Hans-Jürgen Heckler]
Die Leidenschaften eines Bibliothekars
btb
München, 2004
[Ü: Thomas Stegers]
Leon mit den linken Händen
dtv/Reihe Hanser
München, 2006
[Ü: Klaus Fritz]
[Ill: Bret Bertholf]
Leon und der Champion-Chip
Hanser
München, 2006
[Ü: Klaus Fritz]
[Ill: Bret Bertholf]
Übersetzer: Klaus Fritz, Hans-Jürgen Heckler, Thomas Stegers