Aleš Debeljak
- Slowenien
- Zu Gast beim ilb: 2010
Aleš Debeljak wurde 1961 in Ljubljana geboren. Bis 1985 studierte er dort Vergleichende Literaturwissenschaft und Philosophie und promovierte 1993 über die Soziale Frage in Syracuse, New York. Neben acht Gedichtbänden veröffentlichte Debeljak zahlreiche kulturkritische Essays in diversen amerikanischen und europäischen Zeitschriften. Er gilt heute als einer der wichtigsten slowenischen Lyriker und Intellektuellen. Er war Professor am Roberta Buffett Center for International Studies an der Northwestern University, Chicago, und ist derzeit Professor für Kulturstudien an der Universität Ljubljana und Gastprofessor für Balkanstudien am College d’Europe, Natolin/Warschau.
Nach zwei Sammlungen von Gedichten (»Zamenjave, zamenjave«, 1982, Ü: Tausch, Tausch); »Imena smrti«, 1985, Ü: Der Name des Todes) erregte Debeljak 1987 mit »Slovar tišine« (Ü: Wörterbuch des Schweigens) in Dichterkreisen erste Aufmerksamkeit. Darin verschreibt er sich einer Melancholie, deren fragile Hoffnung darin liegt, die Welt ständiger Worte zugunsten einer »Akustik der Stille« zu überwinden. Das Bestreben, das natürliche Schweigen zu erreichen, indem man »den Trug der Bilder und der alten Schriften« durchmisst, führt seine Dichtung an den Rand ihres eigenen Verschwindens, wie die Gedichtsammlung »Minute strahu« (1990, Ü: Ängstliche Momente) mit ihrer ausdrucksstarken Naturlyrik verdeutlicht. Im Zuge des gewaltsamen Zerfalls Jugoslawiens verfasste Debeljak nicht nur Essays, die in klassisch-aufklärerischer Manier den aufkommenden Nationalismus und dessen Begleiterscheinungen in Südosteuropa kritisieren (»Somrak idolov«, 1994; dt. »Untergang der Idole«, 1994), sondern lässt seither auch vermehrt Szenen des Schreckens in seine an Deutlichkeit gewinnenden Gedichte einfließen (»Mesto in otrok«, 1996, Ü: Die Stadt und das Kind). Die theoretischen Schriften des Autors spannen einen Bogen von der Kritik postmoderner Kunst (»Reluctant modernity: the institution of art and its historical forms«, 1998) zu einer subtilen Auseinandersetzung mit dem Paneuropäismus, dessen trügerischen Schein er am Umgang etwa der Italiener und Österreicher mit der slowenischen Minderheit offenlegt. In seinem auf Deutsch erschienen Essayband »Auf der Suche nach dem verlorenen Paradies« (2004) fragt Debeljak nach einem mündigen europäischen Subjekt, das sich jenseits der Nationalismen konstituiert und in der Lage ist, mit multiplen Identitäten zu leben. Sein jüngster Essay erschien auf Deutsch in »Baltische Adria« (2010, mit dem litauischen Dichter Eugenius Ališanka).Aleš Debeljak erhielt u. a. den Prešeren-Preis, den nationalen slowenischen Buchpreis. Er lebt mit seiner amerikanischen Frau und drei Kindern in Ljubljana.
Der Dadajsee
STINT
Bremen, 1997
Onkel Jimmy, die Indianer und ich
Hoffmann und Campe
Hamburg, 2001
Die Zeit der Stinte
Deutscher Taschenbuchverlag
München, 2006
Wodka und Messer. Lied vom Ertrinken
Weissbooks
Frankfurt/Main, 2008
Ein Kiosk mit elf Millionen Nächten
STINT
Bremen 2009
Der Lippenstift meiner Mutter
Weissbooks
Frankfurt/Main, 2010