Azouz Begag
- Frankreich
- Zu Gast beim ilb: 2002, 2003, 2004, 2008, 2009, 2010, 2011, 2012, 2014, 2017, 2020
Azouz Begag wurde 1957 in Lyon geboren. Er ist als Schriftsteller, Soziologe, Wirtschaftswissenschaftler und Politiker bekannt. Seine Eltern stammten aus Algerien und emigrierten 1949 nach Frankreich. Begag wuchs zunächst in Villeurbanne in Lyons Banlieu auf, bis die Familie in die Lyoner Altstadt zog. In seiner Schulzeit wurde er häufig mit Rassismus und Diskriminierung konfrontiert. Trotz des Vorsatzes, wieder nach Algerien überzusiedeln, wo er zusammen mit seinen Brüdern die Sommer verbrachte, entschloss er sich mit Mitte zwanzig schließlich dazu, in Frankreich zu bleiben. Ab 1980 war er am Institut für Sozial- und Humanwissenschaften in Lyon sowie als Forscher im CNRS (Le Centre national de la recherche scientifique) tätig, der größten Forschungsorganisation Europas. An der Université Lyon 2 promovierte Begag 1984 in Wirtschaftswissenschaften mit der Arbeit »L’Immigré et sa ville« (Ü: Der Immigrant und seine Stadt), in welcher er sich soziologischen Studien zur Mobilität und Identität von Einwanderern widmete. 1988 übernahm er eine Gastprofessur an der Cornell University im US-Bundestaat New York.
Neben seiner wissenschaftlichen Arbeit trat er 1986 mit seinem autobiografisch geprägten Jugendroman »Le Gone du Chaâba« (dt. »Azouz, der Junge vom Stadtrand. Eine algerische Kindheit in Lyon«, 1998) auch als Schriftsteller hervor. Darin reflektiert er humorvoll und detailliert seine eigenen Erfahrungen als Kind eines Gastarbeiters, thematisiert die doppelte Identität und reflektiert den Unterschied zwischen den Einwanderergenerationen. Der Roman wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet und 1998 verfilmt. Seitdem verfasste Begag mehr als zwei Dutzend Kinder- und Jugendbücher, Romane sowie zahlreiche Essays und Sachbücher zu kulturellen und politischen Themen mit besonderem Fokus auf Fragen der Immigration und Integration. Sein Essay »C’est quand il y en a beaucoup …« (2011; Ü: Wenn es davon viel gibt …) setzt sich auf der Grundlage seiner langjährigen Erfahrung als Soziologe und Politiker mit aktuellen Gefahren und Problemen in der französischen Gesellschaft auseinander, ebenso wie sein autobiografischer Roman »Salam Ouessant« (2012).
Seit 2004 ist Begag Mitglied des Wirtschafts- und Sozialrats der Vereinten Nationen. 2005 bis 2007 war er beigeordneter Minister für die Förderung von Chancengleichheit unter dem damaligen Premierminister Dominique de Villepin. 2007 gab Begag seine Unterstützung für François Bayrou von der Union pour la démocratie française bekannt und verließ die französische Regierung. 2009 wurde er zum Kandidaten der Mouvement démocrate für die Regionalwahlen 2010 in der Region Rhône-Alpes gewählt. Begag wurde 2005 zum Ritter der Ehrenlegion sowie des Ordre national du Mérite ernannt. Er ist Schirmherr der NGO Bibliothèques Sans Frontières, die sich weltweit für die Gründung und Unterstützung von Bibliotheken einsetzt, und lebt in Paris.
Unter folgendem Link können Sie sich Azouz Begag auf dem 20. ilb auf unserem Youtube-Kanal ansehen: https://youtu.be/9Zhf-sF_Qs8
Belz & Gelberg
Weinheim, 1993 [Ü: Ruth Subjetzki]
[Ill: Catherine Louis]
Azouz, der Junge vom Stadtrand
Nagel & Kimche
Zürich, 1998 [Ü: Regina Keil]
Insel der Winde
Unionsverlag
Zürich, 2001 [Ü: Regina Keil]
C’est quand il y en a beaucoup …
Belin
Paris, 2011
Salam Ouessant
Albin Michel
Paris, 2012
Mon premier échange
Klett
Stuttgart/Leipzig, 2015