Mark Z. Danielewski
- USA
- Zu Gast beim ilb: 2012
Mark Z. Danielewski wurde 1966 als Sohn des polnischen Avantgarde-Filmregisseurs Tad Danielewski in New York City geboren. Er studierte Literatur an der renommierten Yale University und besuchte die Filmhochschule der University of Southern California in L.A., arbeitete als Lektor im Verlagswesen und war an einer Dokumentation über Jacques Derrida beteiligt.
Sein Debüt »House of Leaves« (2000; dt. »Das Haus«, 2007) veröffentlichte er zunächst als Hypertext-Konglomerat im Internet. Dadurch gewann er eine erste Online-Leserschaft, bis sich schließlich mit Pantheon Books ein passender Verlag fand, der bereit war, das Werk in einer entsprechend außergewöhnlichen Form zu publizieren: Auf über 700 Seiten, in verschiedenen Schriften und Hunderten von Fußnoten mit größtenteils fiktiven Referenzen wird von einem merkwürdigen Paradox erzählt – einem Haus, das im Innern größer ist, als es von außen erscheint. Eine lineare Lektüre wird dem Leser hier rigoros verwehrt. In einem Sammelsurium von Dokumenten muss er sich vielmehr seinen eigenen Weg bahnen und die verschiedenen Erzählebenen und -stimmen kombinieren. Hinzu kommen Zitate in diversen Sprachen oder gar in Brailleschrift. Die aktive Beteiligung reicht so weit, dass man einen Handspiegel ansetzen muss, um einzelne Passagen entziffern zu können. Die zeitgenössische Gruselmär um das architektonische Kuriosum, erzählt von diversen, genretypisch unzuverlässigen Berichterstattern, orientiert sich motivisch an den großen Autoren der neuenglischen Schauerliteratur – man denke an Nathaniel Hawthorne, Edgar Allan Poe, H.P. Lovecraft –, doch Danielewski dekonstruiert das tradierte Genre nach allen erdenklichen Regeln des postmodernen Diskurses. Nach seinem Erscheinen fand »House of Leaves« schnell Zuspruch von Schriftstellerkollegen wie z.B. Bret Easton Ellis und Jonathan Lethem und entwickelte sich trotz aller Komplexität zu einem Bestseller.
Mit seiner Schwester Ann, die unter dem Künstlernamen »Poe« als Singer-Songwriterin bekannt ist, tourte Danielewski als Begleitmusiker durch Amerika; ihr Album »Haunted« ist ebenfalls von Motiven, Charakteren und Textpassagen aus »House of Leaves« geprägt. Nach dem Begleitbuch »The Whalestoe Letters« (2000) zu seinem Erstling legte er 2006 mit »Only Revolutions« (dt. 2012) sein zweites, nicht minder komplexes Werk vor. Darin schickt er zwei Teenager auf einen Roadtrip durch Amerika und gleichzeitig durch 200 Jahre Geschichte. Formal bricht Danielewski abermals mit erzählerischen Konventionen und beschränkt sich neben einer Zeitleiste auf exakt neunzig Wörter pro Seite – und das in einem auf 360 Seiten angelegten konkreten Prosagedicht. Derzeit arbeitet er an seinem auf insgesamt 27 Bände angelegten Großprojekt »The Familiar«, dessen erster Band 2014 erscheinen soll. Danielewski lebt in Los Angeles.
© internationales literaturfestival berlin
The Whalestoe Letters
Pantheon Books
New York, 2000
Das Haus / House of Leaves
Klett Cotta
Stuttgart, 2007
[Ü: Christa Schuenke]
Only Revolutions
Tropen bei Klett-Cotta
Stuttgart, 2012
[Ü: Gerhard Falkner u. Nora Matocza]
The Fifty-Year Sword
Pantheon Books
New York, 2012